Immer häufiger wird der Begriff Shitstrom verwendet, doch was steckt hinter diesem Wort und ist es überhaupt möglich, eine geeignete Definition zu finden? In der heutigen Gesellschaft, die zunehmend von den sozialen Medien dominiert wird, lässt sich eine klare Tendenz erkennen. Immer mehr Menschen neigen dazu, ihre Wut im Netz offen zu tun. Dabei spielt es keine Rolle, um welches Thema es sich gerade handelt. Besonders häufig sind jedoch die Politik und Unternehmen von diesem Phänomen betroffen. Großkonzerne und weltweit bekannte Marken werden regelmäßig dem verbalen Störfeuer ausgesetzt, aber auch Mittelständler und Kleinunternehmer sind von der Empörungswelle nicht gefeit. Wenn Kunden Ihre Frustration und Ihre Wut nicht mehr kontrollieren können oder gar wollen, präsentieren sie ihre Meinung bei Facebook oder auch Twitter. Bei dem Wort Shitstorm handelt es sich um den Anglizismus des Jahres 2011. Doch durch welche Merkmale wird der Shitstorm charakterisiert?
Shitstorm – was ist das?
Ausgelöst wird dieser Empörungsbrand in den sozialen Medien und vor allem auch durch die sozialen Medien. Wer sich zu einer bestimmten Problematik äußern möchte, der kann dies tun und trifft ein ums andere Mal einen empfindlichen Nerv der Netzgemeinde. Dabei entsteht ein regelrechter Sturm im Netz, denn häufig sind die User unterschiedlicher Meinung. Oftmals wird dieser Prozess auch als “Web-Wut” bezeichnet. Dabei entscheiden sich immer mehr User, scheinbar spontan, auf diesen Zug der Empörung aufzuspringen. Dabei stellt sich vor allem die Frage, wieso so viele User ihre Meinung kundtun wollen?
Beispiel Amazon
Das Unternehmen Amazon beherrscht momentan die Schlagzeilen und somit auch die Medien. Durch einen kritischen Beitrag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen machte sich bei den meisten Zuschauern Entsetzen breit. Zu viele Leiharbeiter, schlechte Arbeitsbedingungen, Niedriglohn und Kontakt zur Rechtsszene – so lauteten die Anschuldigungen, auf die Amazon reagieren muss.
Bei Facebook und Twitter entstand eine Welle der Wut. Dabei stoßen diese Machenschaften bei den meisten Menschen auf Unverständnis. Dies ist ein sehr gutes Beispiel für den Shitstorm. Dabei nutzen viele empörte Menschen Plattformen, wie zum Beispiel Twitter, um sich Luft zu machen. Jedoch werden hier nicht nur sachlich Informationen ausgetauscht. Oftmals eskalieren solche Gruppenbeiträge. Dies hat zur Folge, dass sich mehrere User zusammenschließen, meist eine eigene Gruppe gründen und dort weiter diskutieren. Dabei gibt es nur wenige Gegenstimmen, doch was bringt dann die Diskussion?
Welches Geheimnis steckt hinter diesem neuen Trend?
Doch es ist nicht nur die Frustration über minderwertige Produkte, einen schlechten Kundenservice, unethisches Verhalten oder Preissteigerungen, die Kunden dazu antreibt sich zu offenbaren. Auch der blanke Neid und Missgunst sind starke Triebfedern. Ob es sich nun um Funktionäre, Unternehmer oder Politiker handelt, bei den kleinsten Fehlern, drängen viele dazu, diese Menschen mit Verachtung zu bestrafen. Sie gönnen anderen Menschen nur selten Erfolg und greifen diese bei einer sich bietenden Gelegenheit an. Deshalb kennt der Shitstorm keine Grenzen. Spricht ein User seinen Unmut aus, so zeigen andere User wiederum Zuspruch durch einen Like oder einen zusätzlichen Kommentar. Es ist für die meisten Menschen ein Phänomen, warum andere, zum Beispiel Sendungen, wie Galileo oder DSDS verfluchen, bei McDonalds essen gehen, einen Mercedes fahren oder BVB-Fan sind. Dabei hat ja jeder die Chance einfach umzuschalten, andernorts zu essen, ein anderes Auto zu fahren beziehungsweise Verkehrsmittel zu nutzen, sich für einen anderen Verein stark zu machen, Fußball zu sehen, oder nicht. Wer auf der Suche nach Anerkennung ist, der nutzt jedoch gerne Beschwerden und negative Äußerungen, um “Likes” zu sammeln.
Welche positiven Nebenerscheinungen bringt der Shitstorm mit sich?
Wer sich beispielsweise im Netz negativ zur Sendung “Galileo” äußert, der wird auf jeden Fall Zuspruch finden. Somit können in der Tat neue Bekanntschaften entstehen und darum geht es einem schließlich ja in sozialen Netzwerken. User haben außerdem die Chance, das Gefühl der Teilnahme zu verspüren. Wenn es um politische und wirtschaftliche Entscheidungen geht, hat der “normale Bürger”, der “kleine Kunde “in der Regel wenig zu sagen, doch im Netz finden seine Worte Gehör. Ein Wutausbruch wird in der heutigen Gesellschaft, also zum Beispiel in der Arbeitswelt kaum ertragen. Im Netz kann man sich so etwas leisten. Es wird schnell ein Sündenbock gefunden. Meist wird dieser von den Medien sogar vorgegeben. Im Visier stehen natürlich sehr häufig Politiker, doch auch Manager und Firmeninhaber, die polarisieren, müssen sich oftmals im Netz beschimpfen lassen. Dabei sind es manchmal tausende User die ihrer Wut freien Lauf lassen. Ob nun Ackermann oder Cromme, bei Misserfolg muss sich jeder mit diesem Phänomen beschäftigen.
Alles in allem ein wirklich interessantes Thema. Dabei fällt natürlich auf, dass es scheinbar keine Grenzen mehr gibt. Vor allem wenn es um Einzelpersonen geht, sollten persönliche Grenzen gewahrt werden. Es gab bereits viele Fälle in denen der Shitstorm zu menschlichen Schaden geführt hat. Andererseits kann so eine öffentliche Meinungsäußerung auch etwas bewirken. Durch die Stimmen tausender Menschen lässt sich Druck erzeugen. Sogar große Unternehmen, wie auch Amazon müssen sich diesem Druck beugen. Warum sich dieser Trend verzeichnen lässt, ist klar: Die Suche nach dem Sündenbock ist allseits bekannt. Neutrale Beobachter lassen sich zu sehr von der Berichterstattung der Medien steuern. So können “Unschuldige” zu echten Opfern werden. Nicht immer treten Beleidigungen auf, bis zu einem bestimmten Maß ist das Shitstorming zu tolerieren.
In unserem Artikel “Wie reagiere ich auf Shitstorm” geben wir Ihnen konkrete Handlungsempfehlungen für den Umgang mit unzufriedenen Kunden, mit aufkommenden Shitstorms und vieles mehr für eine effiziente Vorbereitung auf den Ernstfall. Denn nur wer ausreichend gewappnet ist, kann sein Unternehmen schadlos durch die stürmischen Gewässer einer Empörungswelle führen.